Geheimnisvolle Kürzel? So entschlüsseln Sie die Botschaft Ihrer Blutwerte
Die Untersuchung des Blutes gehört bei vielen Krankheiten zur Diagnose. Hier erfahren Sie, was hinter den Abkürzungen auf dem Laborbefund steckt, und in welchem Bereich die Werte liegen sollten.
Hinweis: Die genannten Werte können in Abhängigkeit vom Labor abweichen.
Blutwerte:
- Hb – Hämoglobin
Das ist der eisenhaltige Farbstoff der roten Blutkörperchen. Er bindet in den Lungen Sauerstoff, worauf das Blut hellrot wird. In den Zellen wird der Sauerstoff abgegeben und gegen Kohlendioxid eingetauscht. Das Blut nimmt wieder eine dunkelrote Farbe an und fließt zurück zur Lunge. Zu wenig Hämoglobin deutet auf eine Blutarmut (Anämie) hin.
Normal: Frauen über 12 g/dl; Männer über 13 g/dl
- Leukozyten – Weiße Blutkörperchen
Ihre Hauptaufgabe ist es, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Fremdkörper zu beseitigen. Von der „Blutpolizei“ gibt es viele Unterformen, die alle verschiedene Funktionen erfüllen. Etliche Erkrankungen, wie etwa Entzündungen oder Leukämien, lassen die Leukozytenmenge ansteigen oder deutlich abfallen. Auch Stress und bestimmte Medikamente können ihre Zahl beeinflussen.
Normal: Erwachsene 4000 – 10.000/mm3
- Thrombozyten – Blutplättchen
Die kleinsten Blutzellen spielen eine wichtige Rolle bei der Gerinnung. Bei einer blutenden Verletzung verklumpen sie und dichten damit das Gefäß ab. Ist ihre Zahl zu gering, steigt das Blutungsrisiko. Bei einem Zuviel an Thrombozyten können gefährliche Gerinnsel entstehen.
Normal: 150.000 – 400.000/mm3
Niere:
- Kreatinin – Muskelstoff
Die Menge an Kreatinin im Blut zeigt dem Arzt, wie gut die Nieren funktionieren. Kreatinin stammt aus dem Abbau von Muskelzellen und wird normalerweise über die Nieren ausgeschieden. Ist die Nierenfunktion jedoch eingeschränkt, steigt der Kreatiningehalt im Blut.
Normal: bis 1,1 mg/dl
Leber:
Ist die Leber geschädigt, etwa infolge einer Virusentzündung oder durch übermäßigen Alkoholkonsum, treten bestimmte Enzyme aus den Leberzellen ins Blut über.
Sind die Leberwerte erhöht, klärt der Arzt die Ursache mit weiteren Untersuchungen.
- GOT (auch AST genannt)
Normal: Frauen: bis 35 Units/l; Männer: bis 50 Units/l
- GPT (auch ALT genannt)
Normal: Frauen: bis 35 Units/l; Männer: bis 50 Units/l
- Gamma-GT
Normal: Frauen: unter 39 Units/l; Männer: unter 66 Units/l
Schilddrüse:
Die Schilddrüse produziert Hormone, die eine große Rolle im Stoffwechsel spielen. Zu viele davon (eine Überfunktion) können etwa Herzrasen und Durchfall auslösen, eine Unterfunktion kann zu Müdigkeit und Gewichtszunahme führen.
Um die Schilddrüsenfunktion zu überprüfen, bestimmt der Arzt auch die Konzentration des Steuerhormons TSH, das im Gehirn gebildet wird und empfindlich auf einen Anstieg oder Abfall seiner Mitspieler T3 und T4 reagiert.
- T3
Normal: 0,9 – 1,8 Mikrogramm/l
- T4
Normal: 55 – 110 Mikrogramm/l
- TSH
Normal: 0,4 – 4,0 μU/ml
Herz-Kreislauf:
- Gesamtcholesterin – Blutfett
Cholesterin ist ein lebensnotwendiges Fett, das wir mit der Nahrung zu uns nehmen, das aber auch in der Leber gebildet wird. Der Arzt misst den Cholesterinspiegel in der Regel nicht, um eine Krankheit nachzuweisen, sondern um das Risiko für Arterienschäden, für eine Arteriosklerose, festzustellen.
Ein Überschuss an Cholesterin im Blut führt – ähnlich wie Bluthochdruck und ein erhöhter Blutzucker – zur Arterienverkalkung. Damit steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Normal: bis 200 mg/dl (5,2 mmol/l)
- LDL – Das „böse“ Cholesterin
Bei einem zu hohen Cholesterin-Gesamtwert benötigt der Arzt präzisere Informationen über das individuelle Risiko. Er lässt die Untergruppen bestimmen, wie das LDL (engl. low-density lipoprotein). Es gilt als „böse“, weil es das Risiko für Gefäßverkalkungen erhöht. Es sollte so niedrig wie möglich sein. Wie niedrig, hängt auch davon ab, ob der Patient bereits Gefäßschäden hat oder zusätzlich unter Diabetes oder Bluthochdruck leidet.
Normal: < 160 mg/dl (4,1 mmol/l)
Bei Infarktrisiko: < 130 mg/dl (3 – 4 mmol/l)
Bei Diabetes, Herzkrankheit, Bauchaortenaneurysma:
< 100 mg/dl (2,6 mmol/l)
- HDL – Das „gute“ Cholesterin
Diese Cholesterin-Untergruppe (engl. high-density lipoprotein) transportiert überschüssiges Cholesterin aus dem Blut zurück zur Leber. Das ist gut, denn dadurch schützt es die Gefäßwände vor Ablagerungen.
Normal: Frauen > 45 mg/dl (> 1,2 mmol/l); Männer > 40 mg/dl (> 1,0 mmol/l)
- Triglyzeride – Neutralfette
Triglyzeride sind ebenfalls Fette, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen – der Körper kann sie aber auch aus Zucker und Stärke herstellen. Vor allem in Verbindung mit erhöhten LDL-Cholesterinwerten scheinen sie das Arterioskleroserisiko zu erhöhen. Außerdem senken sie das „gute“ HDL.
Normal: unter 150 mg/dl (< 1,7 mmol/l)
Bauchspeicheldrüse:
- Glukose – Blutzucker
Zu viel Zucker im Blut deutet auf die Zuckerkrankheit hin, auf einen Diabetes mellitus. Für alle Körperzellen ist die Glukose, der Traubenzucker, ein wichtiger Energielieferant. Das Hormon Insulin schleust sie aus dem Blut in die Zelle. Fehlt das Insulin (wie beim Typ-1- Diabetes) oder sprechen die Zellen nicht ausreichend darauf an (wie beim Typ 2), steigt der Blutzuckerspiegel.
Normal: nüchtern unter 100 mg/dl (< 5,6 mmol/l)
Grenzwertig: nüchtern 100 – 125 mg/dl ( 5,6 – 6,9 mmol/l)
- HbA1c – Blutzuckergedächtnis
Die Glukose lagert sich an den Blutfarbstoff an. Der Anteil des verzuckerten Hämoglobins lässt sich messen. Das gibt dem Arzt einen Hinweis darauf, wie gut die Blutzuckerwerte eines Diabetikers in den vergangenen sechs bis acht Wochen eingestellt waren. Deshalb heißt HbA1c auch „Blutzuckergedächtnis“.
Normal: 4 – 6 %
Bei Diabetes: am besten unter 6,5 %
14.10.08, Senioren Ratgeber, Bildnachweis: PhotoDisc/RYF