Viele Frauen quälen sich während der Blutung mit heftigen Schmerzen. Das muss nicht sein
Wenn man so mancher Werbung für Tampons oder Binden glaubt, dann ist die monatliche Regelblutung eine Phase wie jede andere. Frauen sind so leistungsfähig und unternehmungslustig wie sonst auch.
Tatsächlich sind die Zeiten längst vorbei, als Frauen während der Menstruation als unrein galten und die merkwürdigsten Verbote befolgen mussten. Dennoch sind es für viele Frauen keine Tage wie andere. Sie fühlen sich ruhebedürftiger als sonst, ziehen sich gern zurück und finden einen Abend auf dem Sofa verlockender als auszugehen.
Nicht selten wird die Monatsblutung vor allem an den ersten beiden Tagen von krampfartigen Bauchschmerzen begleitet, die in Beine und Rücken ausstrahlen können. Manche Frauen leiden zusätzlich unter Übelkeit, Verdauungsbeschwerden, Kreislaufproblemen oder Kopfschmerzen.
Vor allem junge Mädchen leiden
„Wenn Teenager ihre Periode bekommen, ist zumindest der erste Tag fast immer sehr schmerzhaft“, sagt Dr. Inge Reckel-Botzem, Frauenärztin im südhessischen Hainburg. Dies muss nicht zwingend ärztlich abgeklärt werden, selbst wenn die Beschwerden mit Übelkeit und Kreislaufproblemen einhergehen. Oft bringt dann schon Wärme oder ein leichtes Schmerzmittel Erleichterung.
„Dringend erforderlich ist der Arztbesuch, wenn eine Frau ihre Periode schon länger hat, diese immer schmerzhafter wird, die Schmerzen weit über den ersten Tag hinaus andauern und auch zwischendurch immer wieder im Unterbauch auftreten“, sagt Reckel-Botzem. Für solch starke Schmerzen kann eine Endometriose verantwortlich sein, bei der die Gebärmutterschleimhaut auch an anderen Stellen im Bauchraum wuchert und monatlich mitblutet.
Myome, Polypen, Zysten oder Entzündungen können gelegentlich Regelschmerzen verstärken. Frauen, die mit der Kupferspirale verhüten, klagen ebenfalls öfter über starke oder schmerzhafte Blutungen. Zur Sicherheit sollte die Frauenärztin prüfen, ob die Spirale richtig sitzt.
Das Auf und Ab der Gebärmutterschleimhaut
In den meisten Fällen treten die Schmerzen aber ohne eine solche Ursache auf. Bei Frauen in den fruchtbaren Jahren baut sich während des Zyklus die Gebärmutterschleimhaut auf. Sie soll bei einer Schwangerschaft das befruchtete Ei aufnehmen. Kommt es zu keiner Befruchtung, wird die aufgebaute Schleimhaut mit der Monatsblutung ausgeschieden.
Um die Schleimhaut abzustoßen, ziehen sich die Muskeln der Gebärmutter in unregelmäßigen Abständen zusammen und entspannen sich wieder. Dies geschieht unter dem Einfluss des Botenstoffs Prostaglandin. Die hormonähnliche Substanz reguliert unter anderem die Anspannung der glatten Muskulatur und beeinflusst das Schmerzempfinden. Wie Untersuchungen zeigten, weisen Frauen mit starken Schmerzen höhere Prostaglandinspiegel auf als solche mit leichten oder ohne Beschwerden.
Zu lang, zu kurz, normal?
Meist dauert die Blutung zwischen vier und sechs Tage. Hält sie länger als zehn Tage an, muss der Arzt die Ursache abklären, selbst wenn die Blutung sehr schwach ist. Der Berufsverband der Frauenärzte weist darauf hin, dass eine lang anhaltende und übermäßige Regelblutung auch auf eine angeborene Gerinnungsstörung, das Von-Willebrand-Syndrom, hindeuten kann.
Die Zykluslänge berechnet sich vom ersten Tag der Blutung bis zum Einsetzen der nächsten Blutung. Als normal gilt eine Länge von 28 Tagen plus/minus einige Tage. Zyklen, die weniger als 21 oder mehr als 35 Tage dauern, sind abklärungs- oder behandlungsbedürftig. Bei einem sehr kurzen Zyklus droht Blutarmut (Anämie).
Ursache für sehr lange Zyklen ist häufig ein polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS). Dabei ist der Anteil männlicher Hormone krankhaft erhöht. Es finden keine oder nur selten Eisprünge statt. Die Eierstöcke werden bindegewebig umgebaut. Äußerlich weist eine starke Gesichts- und Körperbehaarung auf die Erkrankung hin, die hormonell behandelt werden muss.
Verändert sich die Regel zu Beginn der Wechseljahre, sind dies meist normale Vorboten des anstehenden hormonellen Umbruchs. Die Gynäkologin sollte jedoch andere Ursachen ausschließen.
Mit dem immer wiederkehrenden Schmerzen muss sich keine Frau abfinden. So lindern Sie Ihre Beschwerden
Entspannung
Versuchen Sie, sich Ruhe zu verschaffen. Setzen Sie sich nicht unnötig unter Leistungsdruck – Versäumtes lässt sich meist nachholen, wenn Sie wieder fit sind. Probieren Sie aus, was Ihnen gut tut. Ist das Sofa der richtige Rückzugsort, oder bringen Ihnen eher Sport und Bewegung Erleichterung?
Wenn Sie sich im Liegen besonders gut entspannen können, versuchen Sie einmal diese Haltung: Ziehen Sie in Seitenlage das oben liegende Knie an. Dabei entspannt sich die Bauchdecke. In Rückenlage hilft es, ein Polster unter die Knie zu schieben.
Wärme
Sie ist der Klassiker unter den Mitteln zur Selbsthilfe. Ziehen Sie sich so an, dass Bauch, Rücken und Füße gut warm sind. Eine Wärmflasche auf dem Bauch entkrampft. Eine wohltuende Alternative ist der Heusack. Er setzt der Kneipp’schen Gesundheitslehre gemäß zusätzlich zur Wärme schmerzstillende Stoffe frei. Heusäcke gibt es zur Einmalanwendung in der Apotheke. Auch feuchtheiße Moor- oder Fangopackungen eignen sich.
Warme oder ansteigende Fußbäder entspannen den Unterleib: Füllen Sie eine Schüssel oder einen Eimer mit 36 bis 38 Grad heißem Wasser, und stellen Sie Ihre Füße für zehn bis 15 Minuten hinein. Für ein ansteigendes Fußbad füllen Sie heißes Wasser nach und erhöhen die Temperatur allmählich auf höchstens 42 Grad. Auch Vollbäder entspannen, können aber eine starke Blutung noch steigern.
Heilkräuter
Bei Gereiztheit oder anderen Beschwerden, die vor dem Eintritt der Regelblutung auftreten, helfen Präparate mit Mönchspfefferfrüchten. Eine entkrampfende Wirkung auf die Gebärmutter haben Heilkräutertees mit Gänsefingerkraut oder mit der Rinde des Schneeballbaums. Sie eignen sich bei leichteren Schmerzen. Es empfiehlt sich, den Tee schon einige Tage vor der erwarteten Periode zu trinken.
Um einen Gänsefingerkraut-Tee zuzubereiten, übergießen Sie ein bis zwei Teelöffel Tee mit einer Tasse siedendem Wasser; nach 10 Minuten seihen Sie ab. Mehrmals täglich eine Tasse frischen Aufguss trinken. Für einen Tee aus Schneeballbaumrinde nimmt man pro Tasse einen Teelöffel fein geschnittene Rinde und trinkt zwei bis drei Tassen am Tag.
Dr. Astrid Blank, Frauenärztin in Kaiserslautern mit Schwerpunkt Naturheilverfahren, verordnet gelegentlich auch Traubensilberkerze: „Sie wirkt hormonartig und unterstützt die körpereigenen Hormone.“ Ihr Rat: „Mindestens drei bis sechs Monate sollte man sie einnehmen, um die Wirkung beurteilen zu können.“
Selbstmassage
Verwenden Sie ein gutes Pflanzenöl, und massieren Sie den Unterbauch im Uhrzeigersinn. Erwärmend wirkt Johanniskrautöl. Vorsicht, es erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut, also danach nicht in die Sonne oder ins Solarium gehen. Ätherische Öle können die entspannende und entkrampfende Wirkung verstärken. Geeignete Zusätze sind zum Beispiel Kamille, Pfefferminze, Majoran und Muskatellersalbei.
Akupressur
Die chinesische Punktmassage eignet sich ebenfalls gut zur Selbsthandlung. Drücken Sie nacheinander die Punkte auf beiden Körperhälften. Oder probieren Sie diese Druckmassage: Ertasten Sie die zwei Vertiefungen, die sich auf beiden Seiten der Wirbelsäule über dem Po befinden. Mit den Daumenkuppen eine halbe Minute lang gleichzeitig auf diese Punkte drücken. Danach ebenso lang pausieren. Das Ganze drei- bis viermal wiederholen.
Arzneimittel
Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Magnesium. Gute Quellen für Kalzium sind Milchprodukte; viel Magnesium steckt in Kakao, Weizenkeimen und Nüssen. Manchen Frauen hilft es, wenn sie zusätzlich ein Magnesium-Präparat einnehmen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine gute Versorgung mit Fischöl und Vitamin B die Beschwerden lindern kann. Gesicherte Erkenntnisse fehlen dazu jedoch.
Nicht immer reichen die sanften Methoden der Selbsthilfe, und oft lässt der Alltag mit Schule, Beruf oder kleinen Kindern die Wärmflasche-Sofa-Kur nicht zu. Dann bringen Schmerzmittel Erleichterung. Gut geeignet sind die Wirkstoffe Ibuprofen, Paracetamol und Naproxen. Bei Acetylsalicylsäure (ASS) ist zu beachten, dass der Stoff die Gerinnung hemmt und daher die Blutung verstärken kann. Schmerzlindernd und krampflösend wirken Tabletten oder Zäpfchen mit Butylscopolamin und Paracetamol.
Schmerzmittel gleich nehmen
Die meisten Medikamente unterdrücken die Bildung der Prostaglandine, die für die Schmerzvermittlung verantwortlich sind. Damit sie optimal wirken können, empfiehlt Frauenärztin Reckel-Botzem: nicht abwarten, bis die Krämpfe richtig stark sind, sondern die Medikamente nehmen, sobald sich der Schmerz ankündigt.
Aus ihrer Praxis weiß sie: „Oft warten die Frauen zu lange, weil sie eigentlich kein Schmerzmittel einnehmen möchten, und wundern sich dann, dass es nicht hilft.“ Am Ende brauchen sie eine wesentlich höhere Arzneidosis. Frauen, die verhüten wollen, bringt die Pille oder ein anderes gestagenbetontes Verhütungsmittel Erleichterung. Die Hormone schwächen die Blutung und damit einhergehende Beschwerden stark ab.