Tatsache ist, dass immer mehr Menschen zu Weihnachten in ein Stimmungstief fallen. Gerne wird dann von Weihnachtsdepression gesprochen – doch tatsächlich gibt es diese Art der Depression nicht. Viel eher holen uns gerade zu diesen Tagen die eigenen ungelösten Probleme so wie zu hohe Anforderungen an sich selbst ein. Was es aber tatsächlich gibt, ist die Winterdepression, die schon im Herbst beginnt, wenn die Tage kürzer werden. Während man gegen den Weihnachtsfrust selbst ankämpfen muss, ist gegen die Winterdepression sogar ein Kraut gewachsen.
Weihnachten als Krisenfest
Gerade zu Weihnachten und dem anschließenden Jahreswechseln kommen alte, in der Regel ungelöste Konflikte wieder zum Vorschein. Das wäre an sich nicht falsch, wenn man sie tatsächlich austragen würde, selbst an Weihnachten. Doch jetzt droht das zweite Problem, der weihnachtliche Zwang zum „friedvollen Miteinander“, zu Liebe, Freude, Besinnlichkeit und Gemütlichkeit um jeden Preis. Weihnachtlicher Waffenstillstand verdrängt aber die wahren Probleme nur, und so stauen sie sich ein ganzes Jahr auf um den Frust jedes Jahr ein bisschen größer werden zu lassen.
Einsamkeit macht traurig
Wer alt, allein stehend und vereinsamt ist, hat jedes Jahr weniger Chancen auf Zuwendung, zieht er sich doch schon von selber immer mehr resigniert zurück. Mit jemand reden zu dürfen wäre schon ausreichend und das größte Weihnachtsgeschenk für viele einsame Menschen. Weihnachten wird zwar oft dazu verwendet Gutes zu tun und Spenden zu sammeln – was zwar löblich ist, aber einfacher, als sich persönlich einzubringen. Dabei wird die Einsamkeit – wenn die soziale Entwicklung so weitergeht wie bisher – eines Tages zum Kernproblem unserer Gesellschaft werden.
Dauernd müde und Lust auf Süßes?
Was für fast jeden in der Vorweihnachtszeit zutrifft, gilt aber auch als typisches Symptom für eine saisonal bedingte Depression. Keine Angst – nicht jeder ist gleich depressiv, nur weil er im Winter gerne mehr schläft und viel Süßes isst. Die Saisonal bedingte Depression (SAD) beginnt schon in den Herbstmonaten und verschwindet erst in den Frühjahrsmonaten wieder. Während dieser gesamten Jahreszeit klagen Betroffenen über Energielosigkeit und übermäßige Traurigkeit. Vorweihnachtlicher Stress und Müdigkeit gelten daher nicht als Depression.
Saisonal abhängige Depression
Der Mangel an natürlichem Tageslicht, die verminderte Lichtintensität im Winter gemeinsam mit der verkürzten Sonneneinstrahlung und den abfallenden Temperaturen sind als Auslöser für Depressionen bekannt. Wie bei jeder Depression scheint der Signalstoff Serotonin auch für eine Winterdepression verantwortlich zu sein. Daher helfen auch viele Antidepressiva bei der typischen Winterdepression. Allerdings dürfte auch die Funktion der Zirbeldrüse durch Tageslichtmangel beeinträchtigt sein, so dass es auch zu Störungen des Melatonin-Haushalts kommt. Dadurch wird der Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers verändert und es kommt zum massiv erhöhten Schlafbedürfnis.
Licht, frische Luft, Bewegung und Johanniskraut
Bewegung im Freien bei Tageslicht kann wunderbar gegen depressive Verstimmungen helfen. Bei schwereren Depressionen wird häufig vom Arzt sogar eine Lichttherapie mit einer Lichtintensität von mindestens 2.500 Lux verschrieben. Wichtigstes Mittel aus der Apotheke ist Johanniskraut, von dem in vielen klinischen Studien der gute Erfolg bei leichten bis mittelschweren Depressionen bestätigt wurde. Bis Johanniskraut aber im Körper stimmungsaufhellend wirkt, vergehen meist 2-3 Wochen. Wichtig ist daher, keine falsche, heldenhafte Scheu zu zeigen und möglichst bei den ersten depressiven Stimmungen entweder mit Johanniskrauttee oder den wesentlich höher dosierten Dragees oder Kapseln die Depression zu bekämpfen.