Wenn es heiß ist, schwitzt jeder mehr als sonst. Aber nicht immer ist der Sommer schuld
Warum schwitze ich überhaupt?
Über den Schweiß reguliert der Organismus die Körpertemperatur. Verdunstet Schweiß, wird der Haut und den darin liegenden Blutgefäßen Wärme entzogen. Ohne diese vom Gehirn gesteuerte und von den Schweißdrüsen betriebene Kühlanlage würden wir innerlich überhitzen. Außerdem hält das selbst produzierte kühlende Nass die Haut widerstandsfähig und hemmt das Wachstum von Hautbakterien.
Die zwei bis drei Millionen Schweißdrüsen sind ungleichmäßig über den Körper verteilt. Die meisten sitzen in den Handinnenflächen, den Achseln und an den Fußsohlen. Selbst in gemäßigtem Klima und in Ruhe sondern sie täglich zwischen einem halben und einem Liter Flüssigkeit ab, ohne dass wir es merken.
Ab wann schwitze ich zu viel?
In den heißen Sommermonaten, beim Sport oder in der Sauna schwitzen wir alle mehr als sonst. Das ist ganz normal und für den Wärmeausgleich sogar notwendig. „Ab wann vermehrtes Schwitzen als störend empfunden wird, ist individuell sehr unterschiedlich“, sagt Privatdozent Dr. Christoph Schick, Schwitz-Experte aus München. Dauerfeuchte Hände oder sichtbare Flecken unter den Achseln stören den einen weniger, den anderen schränken sie stark im Alltag ein. Oft leiden soziale Kontakte und berufliches Fortkommen. Manche entwickeln auch eine Depression.
Warum schwitze ich mehr als andere?
Die Ursache kann hoher Blutdruck, eine Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes sein. Denn diese Krankheiten greifen in die Regelkreise des Nervensystems ein. Jede dritte Frau kämpft in den Wechseljahren mit Hitzewallungen. Auch manche Männer trifft es. Weiter zählen starkes Übergewicht und Fieber zu den typischen Ursachen.
Verstärktes Schwitzen können zudem manche Medikamente wie Betablocker, Antidepressiva oder Hormonpräparate auslösen. Auch Aufregung ruft oft überschießende Nervenimpulse hervor, die die Arbeit der Schweißdrüsen übermäßig ankurbeln. Bei etwa einem Prozent der Bevölkerung treten die Beschwerden aber von Kindesbeinen an ohne erkennbaren Grund auf: Die Betroffenen leiden an einer Fehlsteuerung des vegetativen, nicht willentlich zu beeinflussenden Nervensystems, und die liegt in den Genen.
Was kann ich selbst dagegen tun?
Regelmäßiges Waschen mit hautfreundlichen Pflegeprodukten hilft gegen unangenehme Gerüche. Antitranspirants hemmen die Schweißsekretion, Deodorants mildern die Geruchsbildung. Rasieren Sie sich die Achselhaare. Auf glatter Haut setzen sich die Geruchsbakterien nicht so leicht fest. Tragen Sie helle, atmungsaktive Naturfaserstoffe und luftdurchlässige Sandalen oder Schuhe mit Ledersohlen.
Wer zu viele Kilos auf die Waage bringt, sollte abspecken. Verzichten Sie zudem auf schweißtreibende scharfe Gewürze, Kaffee und Tee sowie Alkohol. Wenn Sie ein Medikament im Verdacht haben: Setzen Sie es nicht eigenmächtig ab, sondern sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Entspannungsverfahren wie Yoga können helfen, emotionalen Stress besser zu bewältigen. Auch Wechselbäder, Saunagänge und Sport trainieren das vegetative Nervensystem. Und nicht vergessen: Wer viel schwitzt, muss auch viel trinken!
Wie hilft der Arzt?
Steckt eine Erkrankung dahinter, muss diese behandelt, also etwa eine Überfunktion der Schilddrüse beseitigt werden. Eine gründliche Untersuchung samt Hormoncheck steht deshalb am Anfang der Therapie. Dann behandeln Mediziner nach einem Stufenschema. Oft reicht es, eine Aluminiumchlorid-Lösung auf die betroffenen Hautbereiche aufzutragen. Ausreichend hoch dosiert, verstopft das Salz die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen.
Auch ein Tauchbad in Leitungswasser, durch das schwacher Strom fließt, lindert bei manchen die Beschwerden, insbesondere, wenn die Problemzonen an Händen und Füssen liegen. Alternativ spritzen Ärzte Botulinumtoxin A unter die Haut, ein Bakteriengift, das Nervenimpulse der Schweißdrüsen unterbindet. Oder sie verschreiben Medikamente, die über das Gehirn die Schweißproduktion dämpfen. Der Nachteil: Gerade für Ältere mit erhöhtem Augeninnendruck oder einer Blasenstörung kommen die Arzneimittel nicht infrage.
Erst wenn Aluminiumsalze, Schwachstrombäder und Medikamente nichts ausrichten, erwägt der Arzt eine Operation, „denn sie greift wesentlich in die Regulationsvorgänge des Körpers ein“, betont Chirurg Schick, der im Deutschen Hyperhidrosezentrum täglich solche Eingriffe ausführt: Er entfernt Schweißdrüsen unter den Achseln oder blockiert gezielt Nervenfasern. Letzteres ist bei Menschen, die am ganzen Körper schwitzen, allerdings nicht möglich.
24.09.08, Senioren Ratgeber, Bildnachweis: Jupiter Images GmbH/Creatas Images