Viele nützen den Haupturlaub für eine ersehnte Fernreise, Andere wollen sich vielleicht in dieser Zeit stärker mit ihren Hobbies in der freien Natur beschäftigen und Dritte setzen lieber auf heimatlichen Aktivurlaub, als sich den Mühen eines Charterfluges zu unterziehen. Was sollten Sie nun in der Freizeit dabei haben, um für alle gesundheitlichen Eventualitäten gerüstet zu sein?
Gerade im Urlaub und bei der Freizeitgestaltung wird auf Naheliegendes meist vergessen. Welcher Stellenwert der Mitnahme von Medikamenten und Artikeln aus der Apotheke einzuräumen ist, wird wohl von der persönlichen Verfassung und dem Alter des Betreffenden abhängen. Denn Klein- und Schulkinder sowie die Gruppe der älteren Menschen haben sicherlich anderen Bedarf, als ein trainierter Freizeitsportler zwischen 25 und 40 Jahren.
Zur Grundausstattung
Zur Grundausstattung jeder Freizeit- und Urlaubsapotheke zählen Medikamente und Medizinprodukte, die mit der Behandlung von Verletzungen zu tun haben. Die Haut und der Bewegungsapparat stehen dabei im Mittelpunkt.
Hilfe für»geschundene« Haut
Hautverletzungen und Sonnenbrand sind die häufigsten Folgeerscheinungen eines verunglückten Sommertages. Prinzipiell erfolgt die Wundbehandlung immer in drei Schritten:
An erster Stelle steht die Wundreinigung. Kleine nicht zu tiefe Schnittwunden lässt man einfach ausbluten. Größere Wunden, insbesondere Schürfwunden gehören aber gereinigt. Im einfachsten Fall genügt dazu das mehrere Minuten dauernde Spülen der Wunde mit kaltem Trinkwasser aus der Wasserleitung. Es ist bak teriologisch am unbedenklichsten.
Im zweiten Schritt wird mit einem nichtalkoholischen Desinfektionsmittel desinfiziert. Alkohol ist für die Haut- und Hände desinfektion nur dann notwendig, wenn auf der intakten Haut Mikroorganismen in kurzer Zeit vernichtet werden sollen, wie z.B. vor einer Injektion oder einem chirurgischen Eingriff.
An letzter Stelle der sachgerech ten Wundversorgung steht die Wundabdeckung zum mechani schen und bakteriellen Schutz.
Als Wunddesinfektionsmittel kommen nur solche auf wässriger Basis in Frage. Sie brennen nicht und vermeiden eine toxische Irritation der Wunde.
Die Präparatepalette reicht von »Polyvidon Jod« bei Verbrennungen und Sonnenbrand bis zu »Chlorhexidin« als universell verwendbaren keimhemmenden Wirkstoff in diversen Salben, Cremen und Lösungen.
Richtig abdecken
Zur Wundabdeckung gibt es eine ganze Palette von Materialien, wie z.B. den Wundschnellverband als klassisches »Heftpflaster« mit Wundauflage. Die Auflage soll Blut und Wundsekret aufnehmen, aber nicht mit der Wundkruste verkleben. Statt Baumwollmull enthalten moderne Wundauflagen deswegen eine permeable Membran, die den Saugkörper von der Wundoberfläche trennt und die deshalb nicht zum Kleben neigt.
Metallinisierte Wundauflagen besitzen ein Vlies, das hauchdünn mit Silber oder Aluminium bedampft ist. Dank der Oberflächencharakteristik kleben sie selbst auf großen oberflächlichen Schürfwunden nicht, wahrlich ein Segen.
Zusätzlich wirken die abgegebenen Silberionen keimtötend. Flüssige Pflaster zum Aufsprühen haben den Vorteil der einfachen Applikationsweise ohne der Gefahr einer mechanischen Wundreizung. Sie fixieren aber ggf. den Schmutz bei nicht vollständiger Wundreinigung. Wundsalben sollen nicht auf frische Wunden aufgetragen werden, sondern erst nach Krustenbildung. Salbenvliese, d.h. ein Vlies mit aufgetragener Wundsalbe, beschleunigt die primäre Wundheilung und erleichtert den Verbandswechsel.
Wundsalben mit einem Antiseptikum oder Antibiotikum sind diesbezüglich besonders wirkungsvoll. Ein Sonderfall ist die »feuchte« Wundheilung bei der die verwendeten Materialien an der Wundoberfläche spezielle Feuchtigkeitsverhältnisse schaffen. In der Folge heilt die Wunde ohne Schorfbildung ab. Das große Angebot an verschiedenen Materialien und Wirkstoffen zur Wundbehandlung lässt zwar keine Wünsche offen, erschwert aber die Auswahl. Schildern Sie deshalb in der Apotheke Ihre speziellen Wünsche und Vorstellungen und Ihr Apotheker wird Ihnen die passende Lösung vorschlagen.
Wenn’s brennt
Brandwunden werden in mehrere Stadien gegliedert:
Im ersten Stadium ist der thermische Schaden auf die oberste Hautschicht begrenzt. Die Haut erscheint gerötet, sie hitzt und spannt. Als typisches Beispiel gelten leichter Sonnenbrand und kurzfristiger Kontakt mit heißer Flüssigkeit oder Flammen. Ab 56°C setzt eine Zerstörung des körpereigenen Eiweiß mit nach folgendem Gewebeschaden ein. Der Körper repariert diesen ohne Narbenbildung.
Im zweiten Stadium tritt nach der Hitzeeinwirkung verstärkt Flüssigkeit aus den Zellen aus und bildet die bekannten gefüll ten Brandblasen, während
im dritten bis vierten Verbrennungsstadium weißlich trocke nes, mit schwärzlichem Schorf bedecktes Gewebe zurück bleibt. Weil dann auch die Ner venendigungen zerstört sind treten keine Schmerzen auf.
Eine rasche Kaltwasserbehandlung sollte unbedingt durchgeführt werden. Das Motto für die Kühlung lautet dabei: je früher und je länger, desto besser! Eine Erstmaßnahme am Unfallort ist die rasche und nachhaltige Abkühlung der betroffenen Körperstelle. Man hält z.B. die verbrühte Hand oder den Fuß mindestens 10 bis 15 Minuten unter fließendes Wasser (10–20°C), oder bedeckt bei Verbrennungen am Rumpf den Patienten mit kalt getränkten Tüchern. Wichtig: alle 2 bis 3 Minuten gegen kühlere auswechseln! Fließendes kaltes Wasser wird übrigens auf die Dauer von Hitzeopfern nicht toleriert.
Um eine Unterkühlung des ganzen Körpers zu vermeiden sollen die nicht betroffenen Partien eher warm gehalten werden. Die Bedeutung der Kühlung liegt darin, dass die Haut ein schlechter Wärmeleiter ist und dass daher im Verbrennungsgebiet die schädliche Hitze noch lange nachwirkt, auch wenn schon längst kein Kontakt mit der schädigenden Wärmequelle besteht. Im Falle von Sonnenbrand ohne Blasenbildung kann man sich auf eine kühlende Wund- und Heilcreme (z.B. Bepanthen®, Vitawund®) beschränken und bei Bedarf gegen den quälenden Juckreiz noch ein Antihistaminika-Gel (z.B. Fenistil®) einsetzen. Zahlreich angebotene »After-sun«–Produkte fördern die Regeneration der gereizten Haut.
Trotzdem sollte man sich am Folgetag im Schatten aufhalten und natürlich ein Sonnenschutzmittel mit höherem Lichtschutzfaktor verwenden.
Als Faustregel gilt bei Verbrennungen zweiten Grades wenn sie über die Fläche eines Handtellers hinaus gehen, oder
die sensiblen Körperstellen wie Gesicht oder Genitalien betreffen,
sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Brandblasen soll man wegen der Infektionsgefahr nur mit sterilen Kanülen aufstechen. Nach der Entleerung verbleibt die Haut an Ort und Stelle. Man bedeckt sie mit einer leicht verteilbaren antiseptischen Salbe und legt zum Schutz einen Verband an. Umfangreiche und schwere Verbrennungen sind mit massiven Verlusten von Körperflüssigkeit und Proteinen verbunden, die bis zum Verbrennungsschock reichen können. So rasch wie möglich die Rettung rufen!
Beim Sport »PECH« gehabt?
Unter diesem Kürzel versteckt sich nicht die Häme unsportlicher Zeitgenossen, sondern die ersten Buchstaben von
Pause
Eis
Compression und
Hochlagern.
als Behandlungsprinzip bei stumpfen Verletzungen. Wer sich beim Sport ein Gelenk verstaucht oder einen Schlag auf die Muskulatur bekommt, wird nur selten Eis bei sich haben, aber vielleicht Wasser in der Nähe finden, mit dem man 10 bis 15 Minuten intensiv kühlen kann, bevor ein Druckverband mit einer breiten elastischen Binde angelegt wird. Effektiver sind sogenannte » »Vereisungssprays«. Sinn und Zweck dieser Maßnahmen ist es, den Entzündungsprozess und damit die Schwellung zu verlangsamen. Den gleichen Effekt bewirkt eine Hochlagerung der betroffenen Extremität.
Im Anschluss an die Erstversorgung kommen schmerzstillende und entzündungshemmende Einreibungen in Betracht. Sogenannte Hydrogele enthalten wie Cremen Wasser und kühlen daher effektiver als Salben. Die betroffene Körperstelle reibt man sanft mehrmals täglich ein. Alternativ kann man auch schmerz- und entzündungslindernde Wirkstoffe in Sprayform auftragen. Es gibt sie z.B. bei »Indometacin«, »Ketoprofen« und »Etofenamat«. Als besonders effektiv haben sich nächtliche Okklusivverbände erwiesen. Dabei trägt man von der Creme, oder dem Gel messerrückendick auf die Haut auf und deckt mit einer Frischhaltefolie ab. Schließlich fixiert man das Ganze mit einem Verband. Salben eignen sich unter dem Verband wegen ihrer Hautfreundlichkeit besser, alkoholhältige Gele reizen nämlich unter diesen Bedingungen die Haut. Ein handelsübliches Medikament nach diesem Konzept enthält »Diclofenac-Epolamin« als Wirkstoff und dient als ein fertiges Pflaster zum Aufkleben an der schmerzhaften Stelle. Mit der Grundausstattung sollte man bei Sport und Spiel, im Garten und auf Reisen sein Auslangen finden. Je nach den persönlichen Umständen sind Ergänzungen vorzunehmen. Fahren z.B. Kinder mit, wird mit gefährlichen Gegenständen hantiert, sind alle gegen Wundstarrkrampf geimpft?
Reisen mit Kindern
Bis zum dritten Lebensjahr sind Reisen mit Kindern in Länder mit sehr niedrigem Hygienestandard und mangelhafter medizinischer Infrastruktur kritisch. Aber ab dem Schulalter bestehen keine Bedenken mehr, ausgenommen man geht auf belastende Safaris oder beabsichtigt ausgedehnte Treckingtouren. Die wahrscheinlichste, und bei Kindern immer kritisch verlaufende Reiseerkrankung ist der akute Brechdurchfall. Im Schnitt erkranken 40% der Reisenden innerhalb von 4 Wochen mit einer Dauer von 3–4 Tagen an ihm. Dementsprechend sollte man bei Fernreisen mit Kindern folgende Medikamente mitnehmen:
eine kindergerechte, orale Rehydrierung in Pulverform (Normhydral®),
»Loperamid« (Normakut®), aber erst ab dem 2. Lebensjahr,
und zur Sicherheit ein kindergerechtes Antibiotikum (mit dem Arzt besprechen), wenn bei massivem Brechdurchfall, Fieber, Apathie keine ärztliche Hilfe vor Ort möglich ist.
Repellents sind ab dem 2. Lebensjahr zulässig, Fly-stop stichfrei schon ab dem ersten. Wegen der noch gering ausgeprägten Melaninproduktion ist Kinderhaut für Sonnenbrand viel empfindlicher. Es gibt deshalb spezielle Sonnenschutzmittel für die Kinder mit hohem Lichtschutzfaktor und Wasserfestigkeit. Sind die Kinder gegen Tetanus, Kinderlähmung, Diphtherie, Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten und Haemophilus geimpft? Bei den Reiseimpfungen gelten für sie übrigens die selben Regeln wie für Erwachsene, ebenso bei der Malariaprophylaxe. Eine entsprechende Chemoprophylaxe gegen die Malaria wäre zwar auch möglich, stößt aber bei den Eltern oft auf Bedenken und bei den Kindern wegen häufiger Übelkeit und Erbrechen auf Ablehnung. Fehlende Kinderformen erschweren die Prophylaxe zusätzlich. Wegen dieser Unkalkulierbarkeiten sollten Malaria-Endemiegebiete mit Kindern gemieden werden!
Sollte auch Ihr Kind zu Sonnenallergie neigen, so gibt es spezielle neue Sonnenschutzmittel mit verschiedenen Lichtschutzfaktoren und entsprechende After sun-Produkte.